Interview mit Oliver Medes, Schlagzeuger bei „Echoes of Swing“

Echoes of Swing 2018

Von Johannes Röder

Oliver Mewes, sie gastieren am 9. November mit den „Echoes of Swing“ im Heidenheimer Lokschuppen. Zu Beginn: Was hat es mit ihrem Bandnamen auf sich?

O.M.: Der Name geht auf „Echoes of Spring“ zurück, einen Titel von Willie „The Lion“ Smith, dessen „Harlem Stride“-Stil für uns besonders in der Anfangszeit ein wichtiger Einfluss war. Er war einer der ersten Jazzer, die auch impressionistische Klangfarben verwendeten. Das fasziniert uns bis heute. Auch lässt der Name vieles offen: Ein Echo kann auf vielfältige Weise in Erscheinung treten…

Seit 20 Jahren besteht ihr Quartett unverändert aus Altsaxophon, Trompete, Piano und Drums. Wie hat sich diese außergewöhnliche Besetzung gefunden und wie schaffen sie es, nach dieser langen Zeit noch Neues zu entdecken?

O.M.: Das ist eine lustige Geschichte: Unser Saxofonist und Leader Chris Hopkins war damals in der CD-Abteilung bei Ludwig Beck in München auf der Suche nach Aufnahmen von „Stride“-Pianisten. Ein zufällig anwesender Münchener Jazzfan sprach ihn an und empfahl seinen Freund Bernd Lhotzky, woraus eine Brieffreundschaft entstand. Bernd war schon bei anderen Projekten auf unseren Trompeter Colin T. Dawson aufmerksam geworden und mich hatte er mit Engelbert Wrobel gehört. So kamen wir zusammen und hatten von Anfang an den Wunsch, ausgefallene Sachen zu spielen. Raritäten aus dem Harlem-Repertoire, die zu Unrecht in der Versenkung verschwunden waren. Jeder hat dabei seinen musikalischen Background mitgebracht und das haben wir bis heute beibehalten. Das wären bei Bernd die Klassik und der Sinn für ausgefuchste Harmonik und bei Colin sowohl der Einfluss des frühen Jazz als auch sein wunderschöner Mainstream-Sound. Chris versteht es, in der Art von Duke Ellington für die individuellen Stimmen der Bandmitglieder zu arrangieren. Mein Schlagzeugspiel hat sich über die Jahre von einer sehr stilistischen Ausrichtung hin zu mehr Klangfarben entwickelt. Diese Erneuerungen passieren von allein, einem gemeinsamen Instinkt nach, ohne dass wir viel darüber reden.

Ihr Ensembleklang wird von der Kritik immer wieder als „kammermusikalisch“ beschrieben. Entsprechend haben sie kürzlich im Kammermusiksaal der Elbphilharmonie konzertiert, der nun aber doch ein Stück größer ist als der Heidenheimer Lokschuppen. Gibt es denn einen idealen Raum für die Echoes of Swing?

O.M.: Der Lokschuppen hat eine wunderbare Größe für unsere Musik. Natürlich sollte man als Band mit jedem Raum umgehen können, aber für uns sind Säle oder Clubs optimal, in denen unser natürliches Spielkonzept mit all seiner Dynamik und Wendigkeit beim Publikum ankommt. Wir spielen am liebsten nahezu unverstärkt. Akustisch ist der kleine Saal der Elbphilharmonie natürlich fantastisch, aber auch wegen der Nähe zum Publikum durch die flache Bühne. Die Kommunikation mit den Zuhörern ist sehr wichtig für uns. Jeder Abend ist anders und die Einstellung auf die jeweilige Atmosphäre macht großen Spaß.

Auf ihrem neuesten Album „Travelin‘“ findet man Stücke von frühen Jazzern wie Sidney Bechet neben Franz Schubert, „Volare“ trifft auf Bebop und Eigenkompositionen der Bandmitglieder. Das klingt nach grenzenloser Freiheit, welcher rote Faden zieht sich dennoch durch das Programm der Echoes of Swing?

O.M.: In der Tat ist die Abwechslung zu unserem Markenzeichen geworden. Durch diese Vielfalt ist für jeden Zuhörer etwas dabei. Ein stilreines Programm wird für beide Seiten irgendwann langweilig. Natürlich ist uns trotzdem der Wiedererkennungswert wichtig, dafür sorgen unsere Besetzung und die Arrangements. Wir wissen sehr genau, wie weit wir stilistisch gehen können. Neben dem Spaß für Publikum und Musiker ist der rote Faden das jeweilige Programm, bei „Travelin‘“ also das Reisen in all seinen Facetten. Da geht es um das physische Reisen mit verschiedenen Fortbewegungsmitteln, um Zeitreisen, poetische Reisen im Sinne Duke Ellingtons und schließlich mit der Bearbeitung von Schuberts „Wohin?“ ganz philosophisch darum, was die Zukunft bringen wird.

Zu guter Letzt und in einem Satz: Auf was darf sich das Heidenheimer Publikum am 9. November freuen?

O.M.: Darauf, gemeinsam mit uns einen unterhaltsamen und humorvollen Musikabend zu verbringen – ein Konzert ist nur dann gut, wenn das Publikum happy ist.

 

 

Dieses Interview wurde uns exklusiv von Johannes Röder zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich bei ihm.